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Warum machst Du Kunst?

Was hat Dich auf Deinen Weg zur Kunst gebracht? Waren es kleine Fluchten, die Du schon als Kind für Dich entdeckt hast, vielleicht eine Möglichkeit den Alltag zu verarbeiten? Die Freude am Ausdruck, eine Botschaft in die Welt bringen? Wenn Du 10 unterschiedliche KünstlerInnen fragst, bekommst Du wahrscheinlich 10 unterschiedliche Antworten.
In einem Interview wurde ich gefragt, was ich denn mit meiner Kunst bewirken möchte.  Ehrlich gesagt habe ich lange Zeit gar nicht über diese Frage nachgedacht, sondern einfach gemalt, weil ich malen mußte. Meine Erfahrungen, meine Persönlichkeit in jedes meiner Bilder gesteckt. In meiner Kindheit war ich jeden Abend mit Stiften und Papier in meiner eigenen Welt.

Sowieso habe ich als Kind sehr viel beobachtet, für mich persönlich fängt Kunst machen immer mit diesem „Sehen lernen“ an. Für Kinder, die ein Elternteil mit psychischen Problemen haben, ist dieses Lesen in Gesichtern (gefühlt) oft überlebenswichtig. Inzwischen sehe ich diese Entwicklung als Geschenk und nutze die Gabe für meinen künstlerischen Weg zu einem guten Portrait.

Über den zweiten Bildungsweg habe ich in den 90 er Jahren an der Kunsthochschule in Bremen Grafik-Design studiert (freie Kunst galt bei meinen Eltern als brotlos)und dort an der HfK habe ich meinen Platz gefunden, an dem vieles werden durfte. Zu der Zeit waren die Grafiker, die Modeleute und die freien Künstler alle unter einem Dach und wir konnten überall reinschnuppern und ausprobieren. Es gab gemeinsame Projekte, von Illustration über Fotografie bis hin zum Filmemachen war alles dabei und es war so ein inspirierendes, freies und spannendes Studium, dass ich wirklich traurig war, als es zuende ging.

Dann kam die wirkliche Welt, raus aus dem Elfenbeinturm rein in die freie Wirtschaft mit dem Zeitdruck, der oft  in den Agenturen und Verlagen herrscht (wobei ich die Arbeit in den Verlagen geliebt habe). Mein Weg zur freien Kunst fand dann oft Nachts statt, ich konnte mich großformatig auf der Leinwand austoben. Relativ schnell kamen auch die ersten Ausstellungen. Nach den Jahren in der Medienwelt (in der man ab 35 Jahren schon alt ist) habe ich eine Kunstschule  geleitet, bis sich der Wunsch verfestigte, meine Energie nur noch für die eigene Kunst einsetzen zu wollen. Inzwischen lebe und arbeite ich als freie Künstlerin und bin so dankbar, dass ich das machen darf, was ich liebe.

Natürlich kann man sagen, dass Kunst vom Können kommt aber im Laufe der Jahre habe ich durch Inklusionsprojekte, Galeriearbeit und Gesprächen mit Menschen erkannt, dass es so wesentlich ist, etwas mit Herzblut zu erschaffen. Mich interessiert oft mehr die Geschichte hinter dem Kunstwerk, manchmal urteilen wir einfach zu vorschnell.

Wie in allen Bereichen gibt es auch hier die Menschen, die „Kunst machen“ als Egostreichler für sich nutzen, sich verkleiden und möglichst da sind, wo die Medien über sie berichten....leider oft mehr Schein als Sein.

Es geht bei der kreativen Arbeit vielmehr um das „Sich selbst vergessen“ um den sogenannten Flow. Die Psychologie definiert das Flow-Erlebnis als ein starkes Glücksgefühl, das Menschen in intensiven Momenten ihres Lebens empfinden. Wenn ich im Atelier am arbeiten bin, dann bin ich im Grunde das Bild, ich vergesse Raum und Zeit. Wie oft bin ich über meinen Golden Retriever gestolpert, der, als er noch lebte, gerne bei mir im Atelier lag.

Ich bin einfach dankbar, dass ich Kunst machen darf. That's it.

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