Meine Erfahrungen mit Facebook

Das soziale Netzwerk - Fluch oder Segen


Facebook und co können scheinbar vieles für uns Kreative erleichtern, wir KünstlerInnen leben davon, das unsere Arbeit gesehen wird, ein Instagram oder Facebookprofil ist heute Standard. Oft ersetzen diese Platformen inzwischen regionale Galerien für uns oder sind zumindest sinnvolle Ergänzungen.

Andererseits müssen wir alle aufpassen, dass wir nicht aufgefressen werden, die eigene Lebenszeit und unser
Ego nicht abhängig werden von den „likes“ und followern... oder wir unsere Energie nicht für irgendwelche
hater vergeuden. Auch ich habe schon einen sogenannten Shitstorm erlebt und weiß, wie es ist, wenn man sich nicht wehren kann, wenn Unwahrheiten und Hetze im Netz kursieren.

Damals habe ich einen Künstlerkollegen für einige Tage besucht um in seinem Atelier wieder mit
neuer kreativer Kraft zu arbeiten. Dieser Kollege ließ sich im Netz als Meister verehren, war in
Wirklichkeit leider alkoholabhängig und lebte in seiner eigenen kleinen narzistischen Welt, was ich
damals unterschätzt habe. Ich malte und malte dort und es sind 7 lebensgroße Werke auf Papier
entstanden, die Serie der „Sieben Todsünden“. Mein Kollege war zu der Zeit in einer kreativen Krise, verhöhnte, als Folge seiner Abhängigkeit, Freunde, Nachbarn und auch seine Fans im Netz.. ich habe es damals nicht verstanden aber ich versuchte mein Bestes um die Wogen zu glätten.
Als ich wieder nachhause fuhr, machte ich einen Fehler. Ich ließ ich alle Arbeiten dort, da der Kollege versprach sie mir nachzusenden (das Papier sollte angeblich von seiner Nachbarin vernäht werden).
Die Zeichnungen kamen leider nie bei mir an. Viele, viele Aufforderungen später, sah ich ein Pressebild
auf Facebook, dieser Künstlerkollege posierte auf seiner Vernissage vor meinem Bild, welches mit seiner !!! Signatur versehen war. Das Bild wollte er, ohne mein Wissen, teuer verkaufen. Ich war wie vom Donner gerührt.

Also habe ich schweren Herzens Anzeige erstattet, es ging um viel Geld, Diebstahl und Betrug, die Polizei wurde eingeschaltet. Das war für diesen Menschen Anlass seine Wut auf Facebook zu verbreiten...natürlich war er das Opfer in seiner Geschichte
Erschreckend war, wie viele seiner übereifrigen „Fans“ (vor allem Frauen) mich nach dieser Hetzkampagne beschimpft bzw. Stimmung gemacht haben. 

Aber letztendlich hat das Positive alles ausgeglichen: Es haben sich gute Bekannschaften und sogar inspirierende Freundschaften entwickelt. Gemeinsame Projekte, einige Verkäufe und interessante Aufträge haben sich für mich ergeben.
Ich sehe es auch als Inspiration für viele KünstlerInnen, die vielleicht gerade anfangen und noch schauen, wohin die Reise geht. Sich ergänzende Kreative, AutorInnen die sich Illustrationen für Ihre Bücher wünschen, MusikerInnen, die Covergestaltungen brauchen oder die man für eine Vernissage gewinnen kann. Wir alle können von diesem Pool profitieren, von den Tipps, von der Vielfalt.

Wenn man sich diese Welt mit Vorsicht genießt, sich in ihr nicht verliert.... Leider habe ich auch schon Menschen getroffen, die den ganzen Tag Facebook auf standby haben, die ihre ganze Bestätigung aus den Reaktionen im Netz beziehen, die vereinsamen. Die virtuellen Welten können nie Ausstellungen, das persönliche Gespräch, den Kontakt mit Kunden oder Treffen ersetzen, wie sie in der realen Welt stattfinden.